Heldenreise

Joseph John Campbell ( † 1987), ein amerikanischer Professor und Publizist, hat zahlreiche Märchen, Sagen und Mythen untersucht und dabei die Theorie entwickelt, dass die meisten davon einer einheitlichen Grundstruktur folgen, der Heldenreise („Der Heros in tausend Gestalten“). Auf dieser Reise durchlaufen fast alle Heldinnen und Helden ihre Geschichten in einzelnen Etappen.

Viele Helden:innenreisen durchlaufen ein ähnliches Schema.

Starwars, Die Tribute von Panem, Alice im Wunderland oder König der Löwen – überall entdeckst du diese Gemeinsamkeiten: Ein Ruf ereilt den Helden oder die Heldin eine Reise voller Gefahren und Abenteuer zu unternehmen. Eine weise Figur steht unterstützend zur Seite, ein Widersacher stellt sich in den Weg. Eine ultimative Herausforderung ist zu meistern, bevor die Rückkehr in die gewohnte Umgebung angetreten wird. Die Struktur der Heldenreise bietet dir so ein Rahmenwerk und einen roten Faden durch die Geschichte, die du schreiben möchtest.

Was hat das aber mit dem Schreiben für dich selbst zu tun?

Schreibend auf Heldenreise

Du kennst es vielleicht, diese leise Stimme in deinem Inneren, die dich ruft und die dir zuflüstert: „da ist noch etwas“. Wenn du diese Stimme hörst, dann ist es Zeit, ihr zuzuhören und das geht aus meiner Sicht schreibend am besten. Du kannst auf die Heldenreise zurückgreifen, wenn du dir selbst nicht sicher bist, welche Kräfte in dir schlummern, auf welche Stärken du bauen kannst oder dir Klarheit fehlt, wohin dich dein Weg führen soll.

Wie gehen wir auf unserer Heldenreise vor? Wir machen uns zuerst an die Reisevorbereitung. Welche Reiseroute willst du nehmen? Wohin soll die Reise gehen? Wir können nicht unbegrenzt Gepäck mitnehmen, wir müssen das Equipment genau auswählen. Wir machen uns Gedanken, was auf der Reise passieren wird und wie es dann am Ziel unserer Reise aussehen wird.

Wie läuft dein Held:innen Kurzurlaub ab?

Alle Etappen auf unserer Reise werden wir schreibend absolvieren. Dazu greifen wir zu einem großen Teil auf das Freewriting zurück aber auch andere Methoden des kreativen Schreibens begleiten uns auf unserer persönlichen Heldenreise.

Freewriting geht immer

Ich bin eine Anhängerin des Freewritings und für mich ist es die genialste Methode, schreibend zu denken. Es gibt kein Thema, keinen Anlass, der nicht mittels eines Freewritings durchdacht werden kann. Das Schöne daran ist, dass es eigentlich fast keine Regeln dafür gibt. Es geht nämlich nur ums Drauflosschreiben, was dir durch den Kopf geht. Völlig unzensuriert und ohne Rücksicht auf Grammatik, Rechtschreibung – es muss nicht einmal Sinn machen, was du aufs Papier bringst. Das klingt für unseren Kulturkreis entsetzlich. Alles muss seine Ordnung haben, muss „g’hörig“ (vorarlbergersich für ordentlich) sein, man muss sich „wie d’Lüt“ (vorarlbergerisch für gesellschaftskonform) verhalten. Dieses Denken hat beim Freewriting keinen Platz.

Mach dich auf die Reise

Dein Held:innen-Kurzurlaub braucht nicht viel Vorbereitung und du musst auch nicht viel einpacken: einen Timer, Papier und Stift. Dann kann es schon losgehen. Die Reisezeit beträgt ca. 25 Minuten.

Schreibe jeweils 5 Minuten frei drauflos, was dir zu den folgenden Impulsen in den Sinn kommt:

• Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich …
• Dabei hilft mir meine Superkraft und das ist diese: …
•  Diese Superkraft habe ich das letzte Mal eingesetzt, als …
•  Das brauche ich, um mich täglich an meine Superkraft zu erinnern: …

Fasse dann deine Gedanken in ein bis drei Kernsätzen zusammen, sozusagen als deine persönliche Reisebeschreibung.

Viel Spaß beim Schreiben und bei deiner Reise zur Entdeckung deiner Superkräfte!

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